Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) war nicht nur Dichter und Staatsmann, sondern auch ein engagierter Naturforscher. Sein tätiges Interesse an den Wissenschaften entwickelte sich seit der zweiten Hälfte der 70er Jahre von der Geologie und Mineralogie über die Anatomie zur Botanik, der Theorie der Farben und der Meteorologie.
Unter dem Titel Bewegliche Ordnung zeigt die neue Dauerausstellung Goethes naturwissenschaftliches Engagement, das sich eng mit der Universität Jena verknüpft. Hier gelingt ihm der Nachweis des Zwischenkieferknochens beim Menschen, hier baut er nicht nur den Botanischen Garten, sondern mit den Sammlungen und Instituten auch die gesamte Infrastruktur naturwissenschaftlicher Forschungen auf.
Die Ausstellung vergegenwärtigt Grundlagen von Goethes Studium der Natur (Morphologie und Metamorphosenlehre) und lädt zum bewussten Wahrnehmen ein. Verdeutlicht werden Problemstellungen und Methoden von Goethes Geologie, Anatomie und Botanik, präsentiert werden aber auch ‒ anhand exemplarischer Objekte ‒ solche der Meteorologie, Paläontologie und Farbenlehre. Die Ausstellung rückt zugleich den Zusammenhang von Naturbetrachtung und Poesie in den Fokus:
„Müsset im Naturbetrachten
Immer eins wie alles achten;
Nichts ist drinnen, nichts ist draußen:
Denn was innen, das ist außen.“
Das morphologische Experimentierfeld Goethes kann heute noch in den verschiedenen von Goethe mit aufgebauten Sammlungen der Universität Jena (in der Mineralogischen Sammlung, der Anatomischen Sammlung, im Phyletischen MuseumExterner Link ) genauso studiert werden wie im Botanischen Garten.
Diesen ließ Goethe 1794 am Fürstengraben in enger Zusammenarbeit mit dem Mediziner August Johann Georg Karl Batsch (1761–1802) nach morphologischen Kriterien anlegen (und später mit Franz Joeseph Schelver (1778–1832) und Friedrich Siegmund Voigt (1781–1834) erweitern).
In seiner »Klausur auf dem Blumen- und Pflanzenberge«, inmitten einer »wirklich herrlichen Vegetation«, hat Goethe sich, wie er 1817 in Briefen festhält, besonders wohlgefühlt und eine Fülle von Anregungen empfangen. Ab diesem Jahr erscheint die Zeitschrift Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie (1817–1824). In den Heften Zur Morphologie unternimmt Goethe eine sowohl interdisziplinär wie wissenschaftsgeschichtlich ausgerichtete Darstellung seiner Theorie und Praxis der Formen.
Die Dauerausstellung ist in Lehre und Forschung der Universität Jena eng einbezogen. In Kooperation und Wechselwirkung mit Schillers Gartenhaus generiert das Goethe-Laboratorium ein Veranstaltungsprogramm, das die Verhältnisse von Geistes-, Naturwissenschaften und Künsten gegenwartsbezogen erschließt und bedenkt.