Im Alter hat Goethe einen naturwissenschaftlichen Entwicklungsgang entworfen (WA II, 9, 299 ff.). In Stichworten parallelisiert er das eigene Leben mit der dynamischen Entwicklung der Naturforschung zwischen 1750 und 1820:
»Schönes Glück die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts durchlebt zu haben.
Großer Vortheil gleichzeitig mit großen Entdeckungen gewesen zu sein.
Man sieht sie an als Brüder, Schwestern, Verwandte, ja in so fern man selbst mitwirkt, als Töchter und Söhne.
Kurz vor meiner Geburt erregte die Elektricität neues Interesse.
Erweiterung dieses Capitels.
Versuch theoretischer Ansichten.
Erfindung der Wetterableiter.
Freude der geängstigten Menschen darüber.
Gestört durch das Erdbeben von Lissabon.
Hausfreund, gegen Elektricität gewendet.
Eigene kindische Bemühungen.
Sehr bald gegen die sichtbare Natur gewendet.
Kein eigentlich scharfes Gesicht.
Daher die Gabe die Gegenstände anmuthig zu sehen.
Wachsende Objectivität.
Aufmerksamkeit auf Sonnenuntergang.
Die farbig-abklingende Helle.
Farbige Schatten.
Andere Naturphänomene.
Regenbogen.
Eigentlich ein dunkler Kreis mit farbigen Säumen.
In Leipzig Winklers Physik.
Zu Hause alchemistisches Tasten.
Große Pause durch jugendliche Leidenschaften ausgefüllt.
Eigentliches Beginnen.
In Weimar.
[…]
Großer Vortheil des successiven Erkennens.
[…]
Vortheil nicht vom Metier zu sein.
Man hat nichts Altes festzuhalten, das Neue nicht abzulehnen, noch zu beneiden.
Ich suchte mich jedesmal der einfachsten Erscheinung zu bemeistern und erwartete die Mannichfaltigkeit von andern. [...]«