Safran (Crocus Sativus) vor Schillers Gartenhaus

Goethe und das Interesse von Frauen an Naturforschung

Eine Skizze
Safran (Crocus Sativus) vor Schillers Gartenhaus
Foto: Jennifer Günther

Goethes Interesse an den Naturwissenschaften steckte auch Frauen in seiner Umgebung an oder animierte sie zu vertiefter Beschäftigung. In der frühen Weimarer Zeit vermittelte er seine Erkenntnisse an Charlotte von Stein und an die vielseitig begabte Hofdame Luise von Göchhausen. Ab dem Jahre 1805 hielt Goethe vor einem Kreis Weimarer Damen Vorlesungen über naturwissenschaftliche Themen. Zu den regelmäßigen Zuhörerinnen gehörten auch Schillers Witwe Charlotte und ihre Schwester Caroline von Wolzogen. Seine Farbenlehre (1810) widmete Goethe der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Naturforschende Frauen um 1800: Charlotte von Stein, Luise von Göchhausen, Caroline von Wolzogen, Herzogin Louise von Sachsen-Weimar-Eisenach, Charlotte von Schiller und Ulrike von Levetzow (v.l.n.r.).

Collage: Jennifer Günther



Charlotte von Stein, geb. von Schardt (1742–1827)

»Jedes, was erst durch seine Vorstellung gegangen ist, wird äusserst interessant. So sind mir’s durch ihn die gehässigen Knochen geworden und das öde Steinreich.«

Luise von Göchhausen (1752–1807)

»Goethes wissenschaftliche Bemühungen zu Gunsten eines kleinen Zirkels von Damen, zu welchen auch ich die Ehre habe zu gehören, haben wieder ihren guten Fortgang. Mittwochs von 10 bis 1 Uhr hält er über verschiedentliche naturhistorische Gegenstände Vorlesungen [...] Diese sind würklich sehr lehrreich und unterhaltend.«

Caroline von Wolzogen, geb. von Lengefeld (1763–1847)

»Goethe meint, durch den Magnet, Elektrizität, und Galvanismus geht dieselbe Wirkung durch – die zwei Pole, das Bestehen in sich, durchs Entgegengesetzte [...].«

Herzogin Louise von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757–1830)

Aus Goethes Widmung der Farbenlehre an Herzogin Louise: »Hätten Eure Durchlaucht nicht die Gnade gehabt, über die Farbenlehre so wie über verwandte Naturerscheinungen einem mündlichen Vortrag Ihre Aufmerksamkeit zu schenken; so hätte ich mich wohl schwerlich im Stande befunden, mir selbst manches klar zu machen, manches auseinander Liegende zusammenzufassen und meine Arbeit, wo nicht zu vollenden, doch wenigstens abzuschließen. Wenn es bei einem mündlichen Vortrage möglich wird, die Phänomene sogleich vor Augen zu bringen, manches in verschiedenen Rücksichten wiederkehrend darzustellen, so ist dies freilich ein großer Vorteil welchen das geschriebene, das gedruckte Blatt vermißt.«

Charlotte von Schiller, geb. von Lengefeld (1766–1826)

»Heut hat mich der heitre Himmel gestärkt und eine geistvolle Unterhaltung bei Göthe. Die Mittwoch Morgen sind wir, d.h. eine Gesellschaft von sechs bis acht Damen bei ihm, und er hält uns Vorlesungen über Physik. Es ist erstaunend interessant, ihn über diese Dinge zu hören. Er hat so große, schöne Ansichten der Natur, und dabei eine Klarheit im Vortrag, einen Reichtum der Anschauungen und eine Tiefe des Sinnes! Ich hab᾿ viel Genuß in diesen Stunden, und ich hab᾿ schon oft gedacht, ich sehe die Welt sich gestalten.«

Ulrike von Levetzow (1804–1899)

»Ein anderes Mal rief Goethe uns zu sich, wo er auf einer langen Tafel alle Steingattungen, weiche sich in der Gegend um Marienbad finden, geordnet hatte, er führte mich zu einer Stelle, wo er zwischen den Steinen ein Pfund Wiener Schokolade gelegt hatte […] Dass Goethe die Schokolade für mich zwischen die Steine gelegt, war Scherz, weil ich den Steinen kein Interesse abgewinnen konnte.«